Interpretationshilfe zu den einzelnen Gefahrenstufen

Die Lawinengefahr steigt in der Lawinengefahrenskala von Stufe zu Stufe exponentiell an. Dabei nimmt die Stabilität der Schneedecke ab und die Gefahrenzonen breiten sich im Gelände anzahlmässig aus. Die Zusatzbelastung, die notwendig ist, um eine Auslösung einzuleiten, nimmt tendentiell mit den höheren Stufen ab.

- Stufe 1, Geringe Gefahr:

Die Schneedecke ist als Ganze gut verfestigt: Für künstliche Auslösungen sind auch im extremen Steilgelände grosse Zusatzbelastungen notwendig (z.B. durch Sprengungen). Eine subjektive Lawinenauslösung ist wenig wahrscheinlich, aber nicht ganz auszuschliessen. Die gefährdeten Zonen sind dabei selten, vorwiegend auf extremes Steilgelände beschränkt und meist gut lokalisierbar. Selbstauslösungen (spontane Lawinenabgänge) werden kaum auftreten, sieht man von kleineren Rutschen im Steilgelände ab.

- Stufe 2, Mässige Gefahr:

Die Schneedecke ist an einigen Orten, die im Lawinenbulletin im allgemeinen durch Höhenlage, Exposition und Geländeform näher beschrieben sind, nur mässig verfestigt: Es herrschen also für den Skifahrer bei vorsichtiger Routenwahl mehrheitlich günstige Verhältnisse vor. Die Lawinenauslösung darf allerdings besonders bei grosser Zusatzbelastung, z.B. durch eine ohne Abstände aufsteigende oder abfahrende Skifahrergruppe, nicht ausser Acht gelassen werden. An Steilhängen mit ungünstigen Schneedeckenverhältnissen ist zudem auch Lawinenauslösung durch Einzelpersonen nicht auszuschliessen. Für Verkehrswege und Siedlungen besteht kaum eine Gefährdung durch spontane Lawinen, da diese höchstens vereinzelt auftreten. Es erübrigen sich meist auch noch Sicherungsaktionen im Bereich der kontrollierten Skiabfahrten.

- Stufe 3, Erhebliche Gefahr:

Die Schneedecke ist an vielen Orten mässig bis schwach verfestigt: Vor allem an den Steilhängen der angegebenen Exposition und Höhenlage ist schon bei geringer Zusatzbelastung, also etwa durch einen einzelnen Skifahrer, eine Auslösung möglich. Die Gefahr von spontanen Lawinenabgängen kann sehr unterschiedlich sein: bei schwachem Schneedeckenaufbau und geringen Schneehöhen muss nur fallweise mit Lawinen mittleren Ausmasses gerechnet werden. Wird die Stufe bei Neuschneesituationen oder in Verbindung mit der tageszeitlich bedingten Erwärmung ausgegeben, so muss je nach Witterungseinfluss vereinzelt auch mit grossen Abgängen gerechnet werden. Dies bedingt dann zeitlich befristetes Sperren (v.a. bei Erwärmung) für exponierte Teile von Verkehrswegen und vor allem im Bereich der zu sichernden Skiabfahrten. Skitouren und Abfahrten ausserhalb gesicherter Zonen erfordern Erfahrung und lawinenkundliches Beurteilungsvermögen. Steilhänge der angegebenen Exposition und Höhenlage sollten gemieden werden.

- Stufe 4, Grosse Gefahr:

Die Schneedecke ist an den meisten Orten schwach verfestigt: Auslösung ist dort bereits bei geringer Zusatzbelastung wahrscheinlich. Je nach Schneedeckenaufbau und Neuschneemengen muss mit vielen spontanen Lawinen mittlerer Grösse, vermehrt aber auch mit grossen Lawinen gerechnet werden. Teile von Verkehrswegen und Siedlungen im Einflussbereich solcher Lawinen sind mehrheitlich gefährdet. Als Sicherheitsmassnahmen drängen sich Sperrungen auf. Schitouren ausserhalb gesicherter Zonen sind besonders ungünstig.

- Stufe 5, Sehr grosse Gefahr:

 Die Schneedecke ist allgemein schwach verfestigt und dadurch weitgehend instabil. Zahlreiche grosse spontane Lawinen sind zu erwarten, was umfangreiche Sicherheitsmassnahmen (Sperrungen, unter Umständen auch Evakuationen usw.) bedingt. Skitouren sind nicht zu empfehlen und meist auch gar nicht möglich.


        Europäische Gefahrenskala