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09.11.2015

Spätherbst mit Rekorden

Spätherbst mit Rekorden

©meteopics/Peter Graf

Der ungewöhnlich warme Sonntag brachte an vielen Wetterstationen der ZAMG neue November-Rekorde. Spitzenreiter war am Sonntag Fürstenfeld mit 24,4 °C. Auch in den nächsten Tagen bleibt es überdurchschnittlich warm.

Dieser November bringt in einigen Regionen bereits im ersten Monatsdrittel so viele Sonnenstunden wie durchschnittlich im gesamten Monat.

Ein nachhaltiger Wintereinbruch ist vorerst nicht in Sicht. Der bevorstehende Martini-Tag (11.11.) ist übrigens auch kein verlässlicher Lostag für den Winter. Die Regel „Bringt St. Martin Sonnenschein, tritt ein harter Winter ein" hat je nach Region eine Trefferquote von nur 39 bis 61 Prozent.

Extrem warm war der Sonntag. An vielen Wetterstationen der ZAMG wurden sogar neue November-Rekorde gemessen. So hatte es zum Beispiel in Fürstenfeld (ST) 24,4°C. Das ist hier der höchste November-Wert seit Beginn der täglichen Messungen im Jahr 1970. Neue November-Rekorde verzeichneten unter anderem auch Bad Gleichenberg (ST) mit 22,7°C (Messungen seit 1963), Neusiedl am See (B) mit 22,5 (Messungen seit 1948) und Döllach (K) mit 20,1°C (Messungen seit 1926).

Der österreichweite Novemberrekord war am Sonntag nicht in Gefahr. Er liegt bei 26,6°C, gemessen am 2. November 1968 in Schlins (V).

Weiterhin warm und größtenteils sonnig

Auch diese Woche bleibt es ungewöhnlich warm. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 12 und 20 Grad. Das ist um etwa 5 bis 10 Grad wärmer als in einem durchschnittlichen November. Im Großteil Österreichs scheint in den nächsten Tagen die Sonne. Besonders im Norden und Osten können zeitweise dichte Wolken durchziehen. In tiefen Lagen, wie entlang der Donau und am Bodensee, können gegen Ende der Woche die Nebelfelder hartnäckiger werden. Hält sich der Nebel länger, liegen die Höchstwerte nur um 10 Grad.

Ein massiver Wintereinbruch ist selbst im Hochgebirge vorerst nicht zu erwarten. In den nächsten Tagen ist es selbst auf Österreichs höchsten Gipfeln ungewöhnlich warm. So hat es etwa am Dienstag in 3000 Meter Höhe plus 5 Grad.

Ungewöhnlich stabile Wetterlage

Begonnen hat der Herbst 2015 kühl und nass. Erst in der zweiten Oktoberhälfte kam die Wende. „Von Altweibersommer war bis 23.Oktober keine Spur", sagt Alexander Podesser von der ZAMG, „ab 24.Oktober leitete dann das Hoch ´Quinta´ eine Phase mit hohem Luftdruck über Mitteleuropa ein, die mit ganz kurzen Unterbrechungen bis jetzt hält."

Stabile Hochdruck-Wetterlagen über Mitteleuropa kommen im Herbst in vielen Jahren vor. Die aktuelle Wettersituation hat aber einige Besonderheiten, erklärt Podesser: „Ungewöhnlich ist, dass diese stabile Wetterlage mit rund drei Wochen sehr lange hält. Noch ungewöhnlicher ist, dass es selbst in den typischen Nebelregionen sonnig ist. Denn die Luft ist extrem trocken."

Trockene Luft sorgt für viele Sonnenstunden

In einigen Regionen Österreichs bringt dieser November bereits im ersten Monatsdrittel so viele Sonnenstunden wie durchschnittlich im gesamten Monat. So erreichen zum Beispiel bereits diese Woche Wien, Retz, Langenlebarn, und Aigen im Ennstal so viele Sonnenstunden, wie im langjährigem Mittel im gesamten November.

„Der Grund für die wenigen Nebeltage ist die ungewöhnliche trockene Luft. In den letzten Tagen strömte subtropische Luft nach Mitteleuropa", sagt ZAMG-Experte Alexander Podesser, „sie wurde zeitweise über den derzeit sehr warmen osteuropäischen Kontinent herumgeführt, bevor sie Österreich erreichte, und trocknet am Weg über das Festland ab."

Ähnlich lange Hochdrucklage im Jahr 1978

Eine ähnlich lange anhaltende Hochdrucklage zu dieser Jahreszeit gab es das letzte Mal 1978. Damals hielt sich 29 Tage ein Hoch über Mitteleuropa (27.10.-24.11.). Sonnig war es aber fast nur im Gebirge. In den Niederungen dominierten Nebelfelder. Im Grazer Becken zum Beispiel gab es vom 3. bis 11. November 1978 die bisher längste Hochnebelperiode ohne Unterbrechung.

Auch 2014 später Wintereinbruch

So ungewöhnlich die aktuelle Wetterlage auch ist: Stabiles Herbstwetter und ein relativ später nachhaltiger Wintereinbruch kamen in den letzten Jahren immer wieder vor. Zum Beispiel im Vorjahr: So registrierte die ZAMG am 19. Dezember 2014 in Reichenau an der Rax (N) noch 18,4 °C. Erst zwischen Weihnachten und Neujahr zog dann von Westen her der Winter ins Land und brachte Schnee bis in tiefe Lagen.

Bringt ein sonniger Martini-Tag einen harten Winter?

Wann der Winter heuer nach Österreich kommt und wie er genau verläuft, lässt sich momentan wissenschaftlich nicht seriös beantworten. Hilft ein Blick in den Bauernkalender? Diese Woche steht mit dem 11. November immerhin ein Lostag am Kalender, der eine sehr konkrete Winterprognose verspricht: „Bringt St. Martin Sonnenschein, tritt ein harter Winter ein". Prüft man diese Regel mit den Daten der ZAMG für die letzten 50 Jahre, ist die Trefferquote relativ bescheiden. Für Innsbruck stimmte die Martini-Regel nur in 39 Prozent aller Jahre, in Wien in 50 Prozent der geprüften Jahre. Zum Vergleich: Mit dem Werfen einer Münze wäre die Erfolgsquote ebenfalls 50 Prozent. Eine Spur besser als reiner Zufall ist die Martini-Regel in Klagenfurt (Trefferquote 61 Prozent) und Salzburg (Trefferquote 67 Prozent).

Web-Links

Wettervorhersage: www.zamg.at/prognose

ZAMG Warnungen Österreich: www.zamg.at/warnungen

ZAMG Warnungen Europa: www.meteoalarm.eu

ZAMG allgemein: www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at

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