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22.06.2012

Erneut schwere Gewitter in Österreich

Erneut schwere Gewitter in Österreich

Unwetterzelle in Bad Waltersdorf, aufgenommen am 21.6.12 von Gerald Reczek (Quelle: SKYWARN)

Die Gewitter waren vor allem in der Steiermark und in Salzburg wieder heftig.

Ursache war sehr feuchte und labil geschichtete Luft im Bereich der Alpen in Kombination mit starker Sonnenstrahlung am Vormittag und hohen Temperaturen. An verschiedenen Wetterstationen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) wurden Niederschlagssummen registriert, die nur etwa 1 Mal alle 10 bis 20 Jahre zu erwarten sind.

Wieder große Niederschlagsmengen

Schon kurz nach Mittag entwickelten sich in der Obersteiermark erste Gewitterzellen. Im Laufe des Nachmittages intensivierten sich die Unwetter und führten im Raum Trieben, Kalwang, Präbichl zu Überschwemmungen. Die Niederschlagssummen die an den entsprechenden ZAMG-Wetterstationen gemessen wurden, sind beachtlich: 92,1 mm an der Station Präbichl, solche Regenmengen sind nur ein Mal alle 10 bis 20 Jahre zu erwarten. In Kalwang summierten sich 85 mm Niederschlag, das ist mehr als die Hälfte, nämlich 66% des durchschnittlichen Juniniederschlages. Beachtlich sind wieder die für Gewitter typischen hohen Stundensummen. Aus diesem Grund führen Gewitter zu kleinräumigen Überschwemmungen. Große Regenmengen, die in kurzer Zeit fallen, können vom Boden nicht so schnell aufgenommen werden bzw. lassen kleinere Bäche über die Ufer treten. In Rottenmann z. B. regnete es gestern innerhalb einer Stunde 26,2 mm und in zwei Stunden 49,6 mm. Fiel die selbe Niederschlagsmenge in 24 Stunden, brächte sie vermutlich keine Probleme. Auch in Salzburg bildeten sich am Abend schwere Gewitter, in St. Veit im Pongau summierten sich 69,8 mm, auch diese Niederschlagssumme kommt nur etwa 1 Mal alle 20 Jahre vor.

Die höchsten Tagesniederschlagssummen gemessen an ZAMG-Wetterstationen vom 21.6.2012 in mm (entspricht l/m²):

ORT

Niederschlagssumme

PRAEBICHL

92.1

KALWANG

85

ST.VEIT IM PONGAU

69.8

ST.JOHANN IM PONGAU

59.3

KAPFENBERG

55.4

MARIA ALM

54.8

OBERTAUERN

54.2

BRUCK/MUR

51.5

RAURIS

47

HARTBERG

46.7

WEIZ

46.2

ROTTENMANN

45.9

SCHOECKL

43.3

HOCHFILZEN

41.6

GROSSARLTAL

41.3

BISCHOFSHOFEN

39.4

FROHNLEITEN

39.2

KITZBUEHEL

38.3

UTTENDORF

37.6

POTTSCHACH

36.5

ST.RADEGUND

33.4

SCHMITTENHOEHE

32.9

WEYER

32.8

 

Wo und wie bilden sich Gewitter?

Ein Gewitter ist eine bei hochreichender feuchtlabiler Schichtung der Atmosphäre auftretende Wettererscheinung, die mit elektrischen Entladungen (Blitzen) und daraus folgenden Donnergeräuschen, mit starken, meist schauerartigen Niederschlägen (bisweilen als Hagel) sowie mit heftigen, böigen Winden verbunden ist. Bei den Arten der Gewitter wird traditionell zwischen “Wärmegewittern” und “Frontgewittern” unterschieden.

7cm Hagelkorn, aufgenommen am 21.6.12 von Gerald Reczek (Quelle: SKYWARN)
7cm Hagelkorn, aufgenommen am 21.6.12 von Gerald Reczek (Quelle: SKYWARN)

Die zur Entstehung von Gewittern bzw. zur Bildung von Gewitterwolken notwendige Labilisierung der Luftmassen kann durch mehrere, zum Teil zusammenwirkende Ursachen hervorgerufen werden:

1. durch starke Erwärmung der bodennahen Luftschichten infolge Sonneneinstrahlung (Wärmegewitter);

2. durch Hebung der Luft beim Durchzug von Fronten, insbesondere von Kaltfronten (Frontgewitter);

3. durch zunehmende Labilisierung der Luftmasse, wenn in der Höhe kühlere Luft heranströmt;

4. durch Hebung feuchtwarmer Luft an Gebirgshindernissen (orographische Gewitter). Diese Hebung der Luft an Gebirgshindernissen ist auch der Grund für die große Anzahl an Gewittern im Alpenvorland.

Grob vereinfacht kann man Österreich in 3 Zonen teilen: in den inneralpinen Bereich mit jährlich bis zu 20 Gewittertagen, einen Übergangsbereich mit 20 bis 35 Gewittertagen und die gewitterreichen Zonen des Alpennordrandes und des Klagenfurter und Grazer Beckens mit über 35 Gewittertagen pro Jahr.

Gewitter sind sehr lokale Ereignisse, die nur kleine Bereiche betreffen. Letztes Jahr gingen z. B über der Inneren Stadt in Wien Gewitter nieder, die insgesamt in 24 Stunden 84 mm Niederschlag brachten, an der ZAMG-Wetterstation in Wien-Unterlaa wurden im gleichen Zeitraum aber nur 4 mm gemessen. Kleinräumig handelt es sich daher oft um außergewöhnliche Ereignisse, österreichweit ist der heurige Juni allerdings kein außergewöhnlich unwetterreicher Juni.

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