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22.06.2016

Neue automatische Kamera und Wetterstation unterstützen Gletscherforschung in Grönland

Neue automatische Kamera und Wetterstation unterstützen Gletscherforschung in Grönland

©ZAMG(Hynek

ZAMG und Universität Graz haben in den letzten Wochen im Rahmen des Projekts Glacio-Live am Freya-Gletscher in Nordost-Grönland eine automatische Kamera sowie eine Wetterstation, die gleichzeitig die Massenänderung des Gletschers misst, installiert. Die Daten gehen in Gletscher- und Klimamodelle ein, um Szenarien für das Schmelzen des Grönlandeises zu erforschen.

Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) ist in Nordost-Grönland an zwei Gletscher-Forschungsprojekten beteiligt, deren Basis die Forschungsstation Zackenberg am 74. Breitengrad ist. Ein Projekt beschäftigt sich mit der Messung und Modellierung der Massenänderungen des Freya Gletschers, eines sechs Quadratkilometer großen küstennahen Talgletschers. Das zweite Projekt untersucht die Prozesse regelmäßiger Gletscherseeausbrüche an der 30 Kilometer entfernten A.P.Olsen Eiskappe.

Nur wenige Messdaten von Grönlands Ostküste

In den letzten Wochen wurde im Rahmen der halbjährlichen Messungen am Freya-Gletscher ein neues Messsystem installiert. Damit soll in Zukunft die Massenbilanz auch ohne aufwändige Expeditionen bestimmt werden können, sagt Bernhard Hynek, Gletscherforscher an der ZAMG: „Mit dem installierten Messsystem erhalten wir nun täglich Daten, anhand derer die genaue Massenänderung des Gletschers berechnet werden kann. Der Freya-Gletscher ist gemeinsam mit der A.P.Olsen Eiskappe und dem weiter südlich liegenden Mittivakkat Gletscher einer von nur drei regelmäßig vermessenen Gletschern der 2600 Kilometer langen Ostküste Grönlands. Die Daten dieser Region sind aber für Gletscher- und Klimamodelle besonders wichtig, um die derzeit verwendeten Modelle zum Anstieg des Meeresspiegels verfeinern zu können. Denn das Schmelzwasser fließt hier direkt ins Meer und beeinflusst so den Anstieg des Meeresspiegels. Auch der Salzgehalt des Meeres ändert sich durch das Schmelzwasser und damit die Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere."

250 Kilogramm Ausrüstung für automatisches Monitoring-System

Das neue Monitoring-System wurde im Rahmen des Projekts Glacio-Live von ZAMG und Universität Graz gemeinsam errichtet. „Wir haben direkt am Gletscher eine automatische Wetter- und Massenbilanzmessstation sowie eine automatische Kamera installiert", erklärt Glaziologe Hynek, „die Kamera ermöglicht die Messung der Schneebedeckung am Freya Gletscher in täglicher Auflösung und überträgt die Fotos über Iridium-Satellit. Die Installation des automatischen Kamerasystems samt Akkus, Solarpanelen und Windturbine war extrem aufwendig, da das ganze Equipment von rund 250 Kilogramm Gewicht auf einem Felsen in 1000 Meter Seehöhe installiert werden musste."

Die Fotos der automatischen Kamera sind frei zugänglich auf www.foto-webcam.eu/webcam/freya1 zu sehen.

Sparkling Science: Schulen entwickeln neues Gletschermonitoring

Glacio-Live ist ein Sparkling Science Projekt zum Thema Gletschermonitoring mit Schülern und Schülerinnen des TGM Wien. In einem ersten Schritt werden auf ausgewählten Gletschern in Österreich und Nordost-Grönland mehrere hochalpine Web-Kameras installiert, die nach und nach mit automatischen Messstationen ergänzt werden. So kann in Zukunft der aktuelle Zustand der Gletscher in der Glockner- und Sonnblick-Region in Nahe-Echtzeit berechnet und online präsentiert werden. Die Schüler und Schülerinnen des TGM entwickeln dafür unter anderem ein hochgebirgstaugliches dezentrales Funknetzwerk zur Online-Anbindung aller Messstationen sowie das Gletscher-Online-Portal.

Untersuchung von Gletscherseeausbrüchen

Während der diesjährigen Expedition in Grönland wurden von den Experten der ZAMG und der Universität Graz auch das Messnetz zur Untersuchung der Gletscherseeausbrüche gewartet und Daten ausgelesen. Einer der Ausflussgletscher der A.P. Olsen Eiskappe bildet einen Eisdamm für ein kleines Seitental, in dem sich über die Schmelzperiode jedes Jahr ein großer See bildet, der jeden Sommer innerhalb eines Tages plötzlich ausbricht. Ein im Frühjahr 2012 installiertes geophysikalisches Messnetz liefert tiefere Einblicke in die Dynamik dieser Ausbrüche. In der Vergangenheit konnten bereits Wochen vor dem eigentlichen Ausbruch Phasen mit erhöhter Fließdynamik und seismischer Aktivität festgestellt werden. Diese Phasen gingen mit Schmelzereignissen einher. Inwieweit diese Phasen erhöhter Dynamik mit einem vorzeitigen Eindringen des aufgestauten Wassers, oder lediglich mit den parallel registrierten Schmelzereignissen zusammenhängen, ist noch nicht geklärt und wird Thema eines neuen Projekts sein.

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Installation der automatischen Kamera oberhalb des Freya-Gletschers (Nordost-Gränland) in ca. 1000 Meter Seehöhe mit Energieversorgung durch Photovoltaik und Windturbine und Datenanbindung über Iridium-Satellit. Foto: ZAMG/Hynek
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Installation einer automatischen Wetterstation am Freya-Gletscher in Nordost-Grönland. Foto: ZAMG/Hynek –>Link zum Bild in Originalgröße

Wartung einer GPS-Station auf der A.P. Olsen Eiskappe (Nordost-Grönland) im Mai 2016. Foto: ZAMG/Hynek –>Link zum Bild in Originalgröße

Weitere Bilder hier: –>www.flickr.com/photos/zamg/albums/72157669486751942

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Web-Links

Kamera Freya-Gletscher (Nordost-Grönland): www.foto-webcam.eu/webcam/freya1

Kamera Pasterze: www.foto-webcam.eu/webcam/freiwandeck

Kamera Kleinfleißkees: www.foto-webcam.eu/webcam/kleinfleisskees

Sparkling Science Projekt Glacio-Live: www.sparklingscience.at

ZAMG Gletscherforschung: www.zamg.at/cms/de/klima/klimaforschung/glaziologie

ZAMG allgemein: www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at

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