FAQ

Zehn häufig gestellte Fragen zum Klimawandel

 

1. Ändert sich das Klima?

Ja. Ein Teil der beobachteten Temperaturerhöhung der letzten 100 Jahre (rund 1° C weltweit und rund 2° C im Alpenraum) geht dabei nicht auf natürliche Ursachen zurück, sondern wird durch menschliche Aktivität verursacht. mehr  •••

Zudem ergeben Modellberechnungen für die Temperatur bis zum Jahr 2100 eine weitere weltweite Erwärmung um 1,8 bis 4,0° C. mehr  •••

Die Erwärmung hat spürbare Auswirkungen. Für Österreich ergeben Untersuchungen, unter anderem der ZAMG:

  • In tiefen Lagen schneit es nicht mehr so oft und die Tage mit Schneebedeckung werden hier deutlich weniger. mehr  •••
  • Bis zum Ende dieses Jahrhunderts verschwinden mehr als 80 Prozent der alpinen Gletscherflächen. mehr  •••

Bei anderen Klimaelementen wie Niederschlag und Wind sind die Trends nicht so eindeutig, wie die folgenden Antworten zeigen.

2. Werden Unwetter häufiger?

Hier ist ein pauschales Ja oder Nein nicht möglich, da jedes Phänomen anders auf Klimaänderungen reagiert:

Werden Stürme häufiger?

Bisher nicht. Eine Untersuchung der ZAMG zeigt: In Mitteleuropa haben großräumige Stürme im Rahmen von kräftigen Tiefdruckgebieten, wie Lothar (1999), Kyrill (2007) und Paula (2008), nicht zugenommen. Allerdings schwankt die Zahl der Stürme von Jahr zu Jahr stark. mehr  •••

In den nächsten Jahrzehnten werden nach Berechnungen von Klimamodellen Stürme besonders im Nordwesten und Norden Europas häufiger. Im Mittelmeerraum werden Stürme hingegen seltener. Der Alpenraum liegt im Übergangsbereich. mehr  •••

Werden schwere Gewitter häufiger?

Studien zu diesem Zusammenhang zeigen für verschiedene Regionen unterschiedliche Ergebnisse. In Österreich erhofft man sich in den nächsten Jahrzehnten Aufschlüsse aus der Auswertung von 10-minütigen Niederschlagsmessungen und des Blitzortungssystems. Noch existieren diese Messsysteme allerdings zu kurz für die Homogenisierung und Trendanalysen.

Schwere Gewitter sind kleinräumige und kurzlebige, aber potenziell stark schadensrelevante Wetterphänomene. Derzeit sind Aussagen über ihre zukünftige Entwicklung noch mit gewissen Unsicherheiten verbunden. Einer stark vereinfachten Theorie zufolge könnten in Zukunft schwere Gewitter häufiger auftreten, weil eine wärmere Atmosphäre mehr Wasserdampf aufnehmen kann.

Werden großräumige Hochwasserereignisse häufiger?

Die Auswirkungen von Hochwasserereignisse hängen nicht nur vom Klimabeitrag, also der Niederschlagssumme, ab. Dieser Beitrag kann gegenüber geänderter Landnutzung (z. B. Flächenversiegelung) und Flussverbauung sogar in den Hintergrund treten. Zum Klimaeinfluss lässt sich sagen: In den letzten zweihundert Jahren hat sich in Österreich die Eintrittswahrscheinlichkeit extrem niederschlagsreicher Monate kaum verändert. Ergebnisse aus Deutschland und der Schweiz zeigen, dass die Häufung von Hochwässern in den letzten Jahren im Rahmen früherer Jahrhunderte liegt. mehr  •••

Szenarien über zukünftige Änderungen der Hochwässer an österreichischen Flüssen unterscheiden sich erheblich. Einer ZAMG-Studie von 2011 zufolge sind Änderungen von hundertjährlichen Hochwässern in einem Bereich von –4 bis +10 Prozent (Vergleich der Zeiträume 2021–2050 zu 1976–2007) und eine jahreszeitliche Verschiebung zu früheren Frühjahrshochwässern am wahrscheinlichsten. Eine weitere Studie untersucht derzeit die Veränderung der Zugbahnen von Tiefdruckgebieten und deren Auswirkung auf das Risiko von großflächigen Starkniederschlägen. mehr  •••

3. Werden die Sommer heißer und trockener?

Werden die Sommer heißer?

Ja, die Sommer sind in Österreich in den letzten Jahrzehnten immer heißer geworden. Die Zahl der Sommertage (25° C und mehr) und der Hitzetage (30° C und mehr) ist deutlich gestiegen. mehr  •••

Dieser Trend wird sich nach Berechnungen der Klimamodelle fortsetzen, Hitzeperioden werden häufiger und stärker. Das gilt nach aktuellem Stand der Forschung als ziemlich gesichert. Vor allem in den Großstädten wird die Hitzebelastung zum Problem. So gab es in Kooperation mit der Stadt Wien ein ZAMG-Projekt zum Thema Klimaentwicklung in Wien. Ergebnis: Im Zeitraum 1981 bis 2010 gab es im Durchschnitt in Wien 65 Sommertage. Für den Zeitraum 2071 bis 2100 berechnen die Klimamodelle (je nach Emissionsszenario) 20 bis 35 Sommertage mehr, also um rund 30 bis 50 Prozent mehr. mehr  •••

Werden die Sommer trockener?

Österreichweit bisher nicht. Zu beachten ist, dass beim Niederschlag die Unterschiede von Jahr zu Jahr groß sind. Einzelne extreme Jahre verursachen also noch keinen langfristigen Trend.

Für die nächsten Jahrzehnte berechnen Klimamodelle im Alpenraum trockenere Sommer und feuchtere Winter. In allen Untersuchungen mit Klimamodellen wird darauf hingewiesen, dass Aussagen über die Entwicklung des Niederschlages mit größeren Unsicherheiten als Aussagen über die Temperaturentwicklung verbunden sind. mehr  •••

4. Gibt es in Österreich bald keinen Schnee mehr?

Nein, aber der Schnee wird weniger. In Lagen unter 1.000 m fällt im Winter in den letzten Jahrzehnten immer häufiger Regen statt Schnee. Vor allem tiefer gelegene Skigebiete sind bereits vom Mangel an Naturschnee betroffen. mehr  •••

Wenn sich die Erwärmung fortsetzt, steigt die Schneefallgrenze in den nächsten Jahrzehnten weiter deutlich. Damit schneit es in tiefen Lagen nicht mehr so oft und die Tage mit Schneebedeckung werden weniger. Nur im Hochgebirge könnte es auf Grund steigender Niederschlagsmengen sogar mehr schneien. mehr  •••

5. Verschwinden die Übergangsjahreszeiten Frühling und Herbst?

Nein. Die Übergangsjahreszeiten Frühling und Herbst wird es in den mittleren und höheren Breiten der Erde immer geben. Die Jahreszeiten sind astronomisch vom Verlauf der Höhe des Sonnenstandes vorgegeben. mehr  •••

Da im Zuge der Klimaerwärmung alle Jahreszeiten wärmer werden, bekommen Frühling und Herbst aber einen etwas anderen klimatischen Charakter. Sommertage (25° C und mehr) und Hitzetage (30° C und mehr) treten häufiger auf. Es wird im Frühling eher warm und im Herbst später kalt. Die Auswirkungen kann man schon jetzt in der Natur beobachten, da viele Pflanzen im Frühling früher blühen oder im Herbst später das Laub verlieren. mehr  •••

6. Verschieben sich die Klimazonen?

Ja. Mit sich ändernden Temperaturen und Niederschlägen verschieben sich zwangsläufig auch die Klimazonen. Die Klimazonen verschieben sich vom Äquator in Richtung Pole und von tieferen Lagen in Österreich zu den höheren Zonen, wobei sich jede Klimazone unterschiedlich entwickelt. Das bedeutet aber nicht, dass in Österreich in Zukunft Palmen und Orangenbäume wachsen. Dafür werden unsere Winter weiterhin zu kalt sein. Es sind aber auf jeden Fall Änderungen im Bereich der heimischen Planzen- und Tierwelt zu erwarten. mehr  •••

7. Verschwinden die Gletscher in Österreich?

Ja, die meisten. Seit dem letzten Höchststand gegen Ende der sogenannten Kleinen Eiszeit um 1850 haben die österreichischen Gletscher bereits mehr als 50 Prozent ihrer Fläche verloren. mehr  •••

Laut Modellrechnungen gehen bis zum Ende des Jahrhunderts rund 83 Prozent der Gletscherfläche in Österreich verloren. Dabei verschwinden die kleinen und mittleren Gletscher völlig. Große Gletscher wie die Pasterze werden im 22. Jahrhundert nur noch in stark verkleinerter Form bestehen. Die österreichischen Gletscher werden aufgrund der geringeren Gipfelhöhen früher abschmelzen als die im Mittel höher gelegenen Gletscher der Westalpen. mehr  •••

8. Schmilzt das Eis der Antarktis und Grönlands?

Schmilzt das Eis der Antarktis?

Die Antarktis verliert nach dem aktuellen Stand der Forschung pro Jahr zwischen 100 und 200 Milliarden Tonnen Eismasse. Wie dieser Verlust genau zustande kommt, ist nicht völlig gesichert, da komplexe Systeme aus Oberflächenschmelze, unterirdischen Seen, Flüssen, Eisströmen und Abbrechen von Eisbergen zusammenwirken. mehr  •••

Schmilzt das Eis Grönlands?

Das gesamte Eis Grönlands ist in den letzten Jahrzehnten um einige hundert Milliarden Tonnen pro Jahr geschmolzen, wobei sich das Schmelzen in den letzten Jahren beschleunigt hat. Auch Glaziologen der ZAMG vermessen regelmäßig den Massenhaushalt des Freya-Gletschers in Nordostgrönland und registrieren dabei ähnliche Massenverluste wie bei österreichischen Gletschern. Ein theoretisches völliges Abschmelzen des Grönlandeises würde den Meeresspiegel um sieben Meter steigen lassen. Das würde nach Berechnungen der Klimamodelle aber Jahrhunderte bis Jahrtausend dauern. mehr  •••

9. Wie ändert sich der Meeresspiegel?

Rekonstruktionen aus Pegel- und Satellitenmessungen zeigen einen globalen, mittleren Anstieg des Meeresspiegels seit 1870 um etwa 22,5 cm (Unsicherheit ±2,5 cm). Als Ursachen werden hauptsächlich das Abschmelzen des Polareises und der Gletscher sowie die thermische Ausdehnung bei der Erwärmung des Meerwassers angenommen. mehr  •••

Für die Zukunft wird ein weiterer Anstieg des Meeresspiegels erwartet – in einer Größenordnung von Dezimetern. Die Ergebnisse unterschiedlicher Studien gehen stark auseinander, am wahrscheinlichsten scheint ein Anstieg im 21. Jahrhundert um 60 bis 100 cm. Gründe für die große Schwankungsbreite der Prognose sind viele noch nicht hinreichend erforschte Prozesse im Verhalten von Antarktis und Grönland sowie in tiefen Ozeanschichten. Weltweit leben etwa 160 Millionen Menschen in Regionen, die weniger als einen Meter über dem Meeresspiegel liegen. mehr  •••

10. Wie kann man zur Verringerung der Erderwärmung beitragen?

Diese Frage betrifft viele Lebensbereiche und ist von ökonomischen und politischen Entscheidungen abhängig. Sie geht also weit über das Fachgebiet der Klimaforschung hinaus. Da sie trotzdem wiederholt an uns herangetragen wird, versuchen wir eine Antwort zu geben. In der gesellschaftlichen Klimawandeldiskussion haben sich zwei Strategien herauskristallisiert: Durch Mitigation (Vermeidung) und Adaption (Anpassung) sollen die globale Erwärmung und ihre Auswirkungen bewältigt werden.

Fest steht, dass ein Großteil des Treibhausgasausstoßes aus der Abhängigkeit von Erdöl, Erdgas und Kohle stammt. Die Energieversorgung betreffend kann eine Energiewende in Österreich am ehesten durch ein kleinstrukturiertes Netzwerk von Wasser-, Sonnen- und Windkraftanlagen bewerkstelligt werden, auch wenn Standortfragen nicht in allen Fällen einfach zu lösen sind.

Als weiterer Hauptverursacher ist der motorisierte Verkehr zu nennen. Der persönliche Umstieg vom Auto auf den öffentlichen Verkehr und das Fahrrad, die Verlagerung des Warentransports von der Straße auf die Schiene und vor allem eine verkehrssparende Raumordnung sind wirkungsvolle Maßnahmen. Eine vermehrt pflanzliche und regional orientierte Ernährungsweise vermeidet den Ausstoß von Treibhausgasen aus dem massiven Futtermittelanbau (Landnutzungsänderung, Kunstdüngung), der Rinderhaltung (Methan als Verdauungsprodukt) und dem Lebensmitteltransport.

Viele „Klimaschutzmaßnahmen“ haben aber selbst bei nicht unmittelbar nachvollziehbarem Klimaeffekt andere positive Auswirkungen durch Umweltschutz, Ressourcenschonung, Kostenersparnis und Gesundheit. Dass sich ernst gemeinte Änderungen oft nicht mit dem herrschenden verschwenderischen Lebensstil vereinbaren ließen, ist eine unpopuläre, selten angesprochene Wahrheit.

Es ist richtig, dass Österreich alleine bei allen Anstrengungen nur einen kleinen, durch die wirtschaftlich überdurchschnittlich günstige Position aber überproportionalen Einfluss auf die Entwicklung des Erdklimas nehmen kann. Im europäischen und internationalen Verbund kann zudem eine wichtige Vorbildposition eingenommen werden. Dass Klimaschutzmaßnahmen oft keine unmittelbare Wirkung zeigen, sondern auf Umwegen langfristig ihre Wirkung entfalten, liegt in der Natur der Sache und darf nicht als Ausrede für Untätigkeit missbraucht werden. Die volkswirtschaftlichen Folgekosten für zukünftige Anpassungen sind zwar schwierig zu beziffern, übertreffen aber in den meisten Fällen die Kosten heutiger Vermeidungsmaßnahmen bei weitem.

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