07.03.2012
Vor einem Jahr: Stärkstes Erdbeben Japans
Am 11. März 2011 ereignete sich um 05:46 Weltzeit (14:46 Ortszeit) östlich der japanischen Hauptinsel Honshu (38,297°N, 142,372°E, Daten von U.S. Geological Survey) ein verheerendes Seebeben.
Die Magnitude betrug nach Angaben von USGS 9,0 nach Richter. Es war somit das viertstärkste Erdbeben, das seit 1900 mit Messinstrumenten weltweit aufgezeichnet wurde und das stärkste Erdbeben in der Geschichte Japans. Das Epizentrum des Bebens lag etwa 130 Kilometer östlich der Stadt Sendai sowie etwa 370 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokyo. Die Herdtiefe wird mit 30 km angegeben.
Infolge von Versetzungen des Untergrundes am Meeresboden kam es zur Ausbreitung eines Tsunami. Die Wellen führten an der Nordostküste von Honshu über eine Distanz von hunderten Kilometern zu schwersten Verwüstungen. Nach offiziellen Angaben gab es 15 703 Tote und 4 647 Vermisste, Tausende Verletzte und Hunderttausende Obdachlose. Für den gesamten Pazifikraum wurde eine Tsunamiwarnung ausgegeben. Die Meereswogen breiteten sich im Laufe von zwanzig Stunden mit abnehmender Wellenhöhe bis zum Südpazifik aus und führten auch in einer Entfernung von tausenden Kilometern zu Schäden. Es wurde von einzelnen Todesopfern in Kalifornien und Papua-Neuguinea berichtet.
Auswertungen des Österr. Erdbebendienstes der ZAMG
Die Erdbebenwellen benötigen zwölf Minuten, um vom Bebenherd nach Österreich zu gelangen. Sie wurden an allen 15 Stationen des Österreichischen Erdbebendienstes der ZAMG deutlich registriert. Das Seismogramm in Abb. 1 wurde an der seismischen Station am Conrad Observatorium in Niederösterreich aufgezeichnet.
Das Erdbeben versetzte den Erdkörper in Schwingungen mit Perioden von u. a. etwa 20 Minuten, die vier Monate lang mit dem Gezeitengravimeter am Conrad Observatorium der ZAMG in Niederösterreich beobachtet werden konnten.
Bedingt durch das massive Erdbeben kam es zur Verlagerung großer Landmassen, worauf sich die Rotationsachse der Erde um wenige Zentimeter verschob und sich das Trägheitsmoment der Erde veränderte. Dies hatte einen geringfügigen Einfluss auf die Tageslänge (im Bereich von Mikrosekunden).
874 Vor- und Nachbeben von ZAMG registriert
Dem Hauptbeben am 11. März ging eine Reihe von Vorbeben voraus, beginnend am 9. März mit einem Erdbeben der Magnitude 7,2, dessen Epizentrum 42 km von jenem des Tōhoku-Erdbebens entfernt lag. Der Österreichische Erdbebendienst der ZAMG registrierte 29 weitere Vorbeben, wovon drei Magnituden größer als 6 aufwiesen. Dem Hauptbeben der Magnitude 9,0 folgten zahlreiche Nachbeben, das schwerste hatte eine Magnitude von 7,2. Knapp 45 Nachbeben hatten Magnituden größer als 6.
Der Österreichische Erdbebendienst der ZAMG zeichnete bis 29.2.2012 insgesamt 874 Vor– und Nachbeben ab einer Magnitude von 4,5 auf. Sie sind in Abb. 2 dargestellt. Hier erkennt man auch das Abklingen der seismischen Aktivität seit dem 11. März.
Die Epizentren der Nachbeben und Folgebeben sind über eine weite Region im Bereich vor der Küste Honshus verteilt. Deren Lage vermittelt einen Eindruck über die Ausmaße der Bruchzone, deren Länge mit etwa 500 Kilometer geschätzt wird.
Japan ist eine der aktivsten Erdbebenregionen der Welt. Die Inseln wurden auch in der Vergangenheit mehrmals von schweren Beben heimgesucht. Zu nennen wären beispielsweise das Sanriku-Erdbeben vom 15. Juni 1896 (Magnitude 8.5, 27 000 Todesopfer), das Kanto-Erdbeben vom 1. September 1923 (Magnitude 7.9, 143 000 Todesopfer), das Tonankai-Erdbeben vom 7. Dezember 1944 (Magnitude 8.1, 1000 Todesopfer) sowie das Kobe-Erdbeben vom 16. Jänner 1995 (Magnitude 6.9, 5500Todesopfer).