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09.08.2013

Kräftiges Erdbeben am 9. August 2013 bei Hall in Tirol

Am 9. August 2013 um 12:44 Uhr MEZ wurden große Teile Tirols von einem Erdbeben der Magnitude 3,7 erschüttert, wobei das Epizentrum nordwestlich von Hall (47,29°N, 11,48°O) lag. Es folgten einige schwache Nachbeben, das stärkste hatte eine Magnitude von 1,8 (13:06 Uhr).

Kräftiges Erdbeben am 9. August 2013 bei Hall in Tirol

Lage des Epizentrums (AMAP)

Meldungen aus der Bevölkerung

Beim Österreichischen Erdbebendienst der ZAMG langten in wenigen Stunden knapp 2000 Meldungen über das Online-Wahrnehmungsformular (http://www.zamg.ac.at/cms/de/aktuell/erdbeben) und per Telefon ein. Die Erschütterungen wurden im Bereich von Hall und Innsbruck heftig verspürt. Einige Personen liefen aus Angst ins Freie. Gläser und Geschirr klirrten, einige Teller fielen sogar aus einer Vitrine auf den Boden. Unsicher abgestützte Gegenstände kippten um. Auch ein paar Dutzend Berichte über leichte Gebäudeschäden, wie Risse im Verputz, wurden bekannt gegeben. Die Erschütterungen waren von Imst bis Kufstein spürbar. Die Epizentralintensität erreichte nach vorläufigen Auswertungen 5-6 Grad auf der zwölfteiligen Europäischen Makroseismischen Skala (EMS-98).

Kräftiges Erdbeben am 9. August 2013 bei Hall in Tirol

In der Abbildung sind jene 75 Orte eingetragen, aus denen Fühlbarkeitsmeldungen dem Österreichischen Erdbebendienst zugetragen wurden (das Epizentrum ist rot gekennzeichnet).

Registrierungen an den seismischen Stationen des Österreichischen Erdbebendienstes

Das Erdbeben wurde an allen seismischen Stationen des Österreichischen Erdbebendienstes aufgezeichnet. Die Abbildung zeigt ein Seismogramm des Bebens, das in einer Epizentralentfernung von etwa neun Kilometern an der seismischen Station Walderalm mit dem internationalen Kennungscode WATA registriert wurde.

Kräftiges Erdbeben am 9. August 2013 bei Hall in Tirol

Registrierung des Erdbebens bei Hall am 9. August 2013 um 12:44 Uhr MESZ an der Station WATA (Tirol) des Österreichischen Erdbebendienstes. Im Seismogramm ist deutlich der Ersteinsatz der Kompressionswelle zu sehen, der in der Abbildung mit „Pg“ gekennzeichnet ist. © ZAMG Geophysik

Historische Erdbeben bei Hall

Wie die historische Erdbebenforschung gezeigt hat, war Hall während der vergangenen Jahrhunderte immer wieder Schauplatz stärkerer Erdbeben. Das stärkste und folgenschwerste Beben ereignete sich am 17. Juli 1670 mit der rekonstruierten Magnitude von 5,2 (siehe Holzschnitt unten). Viele Häuser wurden beschädigt, einige Gebäude und ein mächtiger Pfarrturm stürzten ein. Das Beben forderte bis zu zehn Todesopfer und hinterließ viele Obdachlose, die in Herbergen und Klöstern untergebracht wurden. Der Wiederaufbau dauerte viele Jahre, die errichteten Stützmauern gehören heute wie selbstverständlich zum Erscheinungsbild der Altstadthäuser.

Kräftiges Erdbeben am 9. August 2013 bei Hall in Tirol

Hall nach dem Erdbeben von 1670. Holzschnitt für ein zeitgenössisches Flugblatt.

Im Jahre 1689 wurde Innsbruck von einem Beben mit einer rekonstruierten Magnitude von 5,2 erschüttert, das von einer durch Monate andauernden Nachbebentätigkeit begleitet wurde.     

 

Ursache

Tektonisch gesehen ereignen sich die Erdbeben im Raum Hall an der Inntalstörung, sie ist die aktivste Störungslinie in Tirol. Die Inntal-Störung stellt sich als linksdrehende Horizontalverschiebung dar, die von Innsbruck bis nach Jenbach reicht und besonders häufig von Erdbeben betroffen ist. Auch das Beben vom 9. August 2013 ist in diesem Zusammenhang zu sehen.  

Im Jahr 2013 ereigneten sich in Tirol etwa 270 Erdbeben, von denen 18 verspürt wurden.

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Live-Seismogramm
Historische Erdbeben
Holzschnitt aus der 'Weltchronik' von Hartmann Schedel, 1493. 'Und der Engel nahm das Rauchfaß und füllte es mit Feuer vom Altar und warf es auf die Erde, und Donner folgten, Getöse, Blitze und Beben.' Offenbarung 8,5 © ZAMG Geophysik Hammerl
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