Geophysik / News / Erdbeben-Katastrophenschutzübung in NÖ

13.11.2014

Erdbeben-Katastrophenschutzübung in NÖ

Am 12. November wurde in Niederösterreich ein Katastropheneinsatz nachgestellt, der nach einem Erdbeben der Magnitude 6 erforderlich wäre. Das Epizentrum wurde in Neunkirchen angesetzt, der Bebenherd befand sich in einer Tiefe von 8km.

 

Szenario

Aufgrund der Erdbebengefährdungskarte Niederösterreichs (siehe Karte) und den dokumentierten historischen Schadensbeben wurde Neunkirchen als Epizentrum ausgewählt. Im Jahr 1768 erlitt Wiener Neustadt große Gebäudeschäden, auch die Burg wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen. Ein Erdbeben im Tullnerfeld der Magnitude von knapp 6 kostete im Jahr 1590 auch einigen Wienern durch einen Herbergseinsturz das Leben.
Bereits im Jahre 1993 wurde die erste internationale Katastrophenhilfeübung unter der Leitung von UNIOCHA in Österreich abgehalten, bei der auch schon damals der Erdbebendienst involviert war.

Erdbeben-Katastrophenschutzübung in NÖ

Der gelbe Punkt beschreibt das simulierte Epizentrum in Neunkirchen.

Basierend auf Informationen über die zu erwartenden Auswirkungen eines Schadensbebens lieferte auch heuer der Erdbebendienst (ZAMG)  die Fachexpertise für ein realistisches Szenario,  bei dem mit Todesopfern, Verletzten und Sachschhäden an wichtigen Infrastrukturen (Verkehr, Energieversorgung, Kommunikation, chemische Industrie, Gesundheit etc.) zu rechnen ist.  
Im Auftrag der NÖ Landesregierung wurden unter der Koordination von DI Stefan Kreuzer (Katastrophenschutz von NÖ) fünfzehn Einsatzstellen realitätsgetreu vorbereitet: ein teilweise eingestürztes Objekt mit Verschütteten und einem Brandherd (siehe Abbildung unten), ein Eingeschlossener in einem Brunnenschacht, zwei Chemieunfälle,  ein Hangrutsch im Bereich der Südautobahn, eine zerstörte Brücke in Payerbach, ein Stromausfall auf der Raxseilbahn etc. Weitere 34 virtuelle Schadstellen wurden von den beteiligten Organisationen ausgearbeitet.

 

Erdbeben-Katastrophenschutzübung in NÖ  Die Ausgangslage im Übungsgelände im Tritolwerk des österreichischen Bundesheeres.  

 

Katastrophenschutz-Übung  für den Krisenfall

Das Ziel der Schutzübung des Katastropheneinsatzes bestand darin, wie verschiedenste Organisationen mit unterschiedlichsten Gerätschaften zusammenwirken müssen, um rasch wieder die Normalität herstellen zu können. Das Zusammenarbeiten von organisationsübergreifenden Einsatzteams auf Landesebene stand bei der diesjährigen Übung im Vordergrund. Über 800 Mitwirkende von Blaulichtorganisationen, Behörden, Einsatzorganisationen und Infrastrukturbetreibern (u.a. EVN, Telekom Austria, Asfinag, ÖBB), Wissenschaft und Forschung (Österreichischer Erdbebendienst der ZAMG) standen für den Katastropheneinsatz bereit und übten für den Ernstfall.

Erdbeben-Katastrophenschutzübung in NÖ

Kurz nachdem das simulierte Erdbeben „stattfand“, waren die Hilfskräfte am Übungsgelände des Tritolwerks in Eggendorf zur Stelle. Unter Einsatz der Feuerwehr, die den Brandherd löschte, eines Suchhundes, der einen Verletzten unter Trümmern aufspürte, eines Hubschraubereinsatzes des Black Hawks mit einer Schwerlast und mit Bergeeinsätzen aus dem Inneren des teilverschütteten Gebäudes durch die Bergrettung wurden typische Abläufe der einzelnen Einsatzteams gezeigt. Auch Einsatzkräfte in Schutzanzügen betraten das Gebäude, nachdem eine Sonde den Austritt von chemischen Substanzen aufgespürt hatte.

Erdbeben-Katastrophenschutzübung in NÖ

Im Laufe des Nachmittags und Abends wurden an weiteren Einsatzstellen verschiedenartigste Operationen durchgespielt, so wurden beispielsweise Menschen aus der Gondel der Raxseilbahn gerettet, in Payerbach eine Pionierbrücke errichtet und das Rathaus in  Neunkirchen geräumt. Beobachtet und koordiniert wurden die Einsätze durch die in den Bezirkshauptmannschaften gebildeten Krisenstäbe. In ihren Einsatzzentralen herrschte aufgeregte Betriebsamkeit.
34 virtuelle Schadensstellen wurden zusätzlich mit Unterstützung des militärischen Führungssimulators für den Bezirk Wiener Neustadt nachgestellt. Sein Zweck besteht in der Unterstützung der Ausbildung von Kommandanten und Stäben und dient der Simulation von realistischen Zeitabläufen und zu erwartenden Problemstellungen. 

Erdbeben-Katastrophenschutzübung in NÖ  Einsatzort Theresianische Militärakademie.

 

Alle Organisationen helfen zusammen

Mit den 30 beteiligten Organisationen und 800 Einsatzkräften handelte es sich um die größte Erdbeben-Katastrophenschutzübung Niederösterreichs, die ein Zusammenwirken von den fünf Säulen des Katastrophenschutzes, den Blaulichtorganisationen, Behörden, Infrastrukturbetreiber, Wissenschaft und Öffentlichkeit koordinierten. Nach dieser Übung sei Niederösterreich ein Stück sicherer geworden, wie Landesrat Stephan Pernkopf betonte.

Teaserportlet Bebenkarte groß
Karten und Listen seismischer Aktivität

Aktuelle Erdbeben… mehr  •••

Umfeld eines Stollens © ZAMG
Angewandte Geophysik

Angewandte Geophysik… mehr  •••

Live-Seismogramm
Historische Erdbeben
Holzschnitt aus der 'Weltchronik' von Hartmann Schedel, 1493. 'Und der Engel nahm das Rauchfaß und füllte es mit Feuer vom Altar und warf es auf die Erde, und Donner folgten, Getöse, Blitze und Beben.' Offenbarung 8,5 © ZAMG Geophysik Hammerl
Magnetik
Willkommen bei der Magnetik der geophysikalischen Abteilung der ZAMG. © ZAMG Geophysik
Conrad Observatorium
Willkommen am Conrad Observatorium. © Gerhard Ramsebner