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28.12.2012

Erdbeben 2012

Bilanz des Erdbebendienstes der ZAMG

Im Jahr 2012 wurden mit dem seismischen Stationsnetz des Österreichischen Erdbebendienstes der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) weltweit rund 7500 seismische Ereignisse registriert. Davon waren 623 Erdbeben in Österreich. Von der Bevölkerung verspürt wurden in Österreich im vergangenen Jahr 61 Erdbeben. 17 davon ereigneten sich im benachbarten Ausland.

Die meisten Beben in Tirol

Zwanzig Erdbeben hatten ihr Epizentrum in Tirol, neun in Kärnten, jeweils sechs in Oberösterreich und der Steiermark und drei in Niederösterreich. Im Vergleich zum zwölfjährigen Mittel (Zeitraum 2000 - 2011) ereigneten sich in Tirol im Jahr 2012 doppelt so viele Beben. In Niederösterreich war es nur etwa halb so viele Beben wie im Mittel. Diese Abweichungen liegen innerhalb des statistischen Schwankungsbereiches und geben daher keinen Trend an.

Zahlreiche Beben aus Italien spürbar

Dreizehn Erdbeben aus Italien wurden in Österreich verspürt, davon ereigneten sich acht in der Region Emilia-Romagna. Weiters konnte jeweils ein Beben aus Tschechien, Deutschland, der Schweiz und Slowenien in Österreich wahrgenommen werden. Es gab im Jahr 2012 in Österreich keine nennenswerten Gebäudeschäden durch Erdbeben.

5500 Berichte aus der Bevölkerung

Über das Wahrnehmungsformular der ZAMG auf www.zamg.ac.at/bebenmeldung sind im Jahr 2012 etwa 5500 Berichte der betroffenen Bevölkerung über die Auswirkungen von Erdbeben eingegangen. Die Daten geben Auskunft über die Stärke der Fühlbarkeit von Erdbeben und ermöglichen die Ermittlung des Intensitätsgrades auf der Europäischen Makroseismischen Skala (EMS-98, siehe Link). Die EMS-98 ist eine Weiterentwicklung der Mercalli-Sieberg-Skala und beschreibt die Auswirkungen von Beben auf Gebäude und Landschaft.
Der Österreichische Erdbebendienst bedankt sich bei der Bevölkerung für die zahlreichen Meldungen.

Die stärksten Erdbeben 2012 in Österreich

Im Jahr 2012 erreichten die folgenden sieben Erdbeben eine makroseismische Intensität von 5 Grad auf der 12-stufigen EMS-98. Ab Stufe 5 werden Beben stark verspürt und Gegenstände können umfallen.

Eine bemerkenswerte Erdbebenserie konnte im Jänner im Raum Molln Oberösterreich, beobachtet werden. Am 16. Jänner um 12:01 Uhr MEZ und am 17. Jänner um 12:41 Uhr MEZ ereigneten sich zwei starke Erdbeben der Magnituden 3,1 und 3,2, die von vielen Personen stark verspürt wurden. Etwa eine halbe Stunde nach dem ersten Beben wurde auch ein kleines Nachbeben wahrgenommen. Vereinzelt wurden Verputzrisse im Epizentralbereich gemeldet. Der österreichische Erdbebendienst hat in den folgenden Wochen Hunderte schwache Nachbeben an der seismischen Station in Molln (MOA) registriert, die allerdings nicht mehr verspürt werden konnten. Die Intensität der beiden Hauptbeben betrug 4-5 bzw. 5 Grad auf der zwölfstufigen EMS-98 (Europäische Makroseismische Skala – siehe Anhang).

Knapp 700 Wahrnehmungsberichte sind zum Erdbeben am 6. Februar um 03:27 Uhr MEZ bei Niklasdorf Steiermark, eingetroffen. Besonders in den Städten Leoben und Bruck an der Mur waren die Erschütterungen stark zu spüren. Schäden an Gebäuden wurden keine gemeldet. Die Magnitude betrug 2,9 und die makroseismische Intensität erreichte 5 Grad auf der EMS-98.

Ein Erdbeben der Magnitude 3,0 ereignete sich nahe der österreichischen Grenze in Bad Reichenhall, Bayern, am 24. April um 20:46 Uhr MESZ. Die Bevölkerung berichtete von umgefallenen Gegenständen, stark schwingenden Lampenschirmen und Rütteln von Möbeln. Vereinzelt wurden im Bereich des Epizentrums feine Haarrisse im Verputz beobachtet. Die Erschütterungen wurden bis nach St. Johann in Tirol und bis in den Norden des Bundeslandes Salzburg verspürt. Die Maximalintensität betrug 5 Grad auf der EMS-98.

Im Salzkammergut wurden am 13. Mai viele Personen von zwei Erdbeben erschreckt, die sich bei Bad Ischl, Oberösterreich, um 20:54 und um 21:47 Uhr MESZ mit Magnituden von 2,5 und 2,8 ereigneten. Die Intensitäten betrugen 4-5 Grad und 5 Grad (EMS-98).

In Haiming, Tirol, wurde am 27. >September um 20:33 MESZ ein Erdbeben sehr deutlich wahrgenommen (Intensität 5), das eine relativ geringe Magnitude von 2,1 aufwies. Aufgrund der geringen Herdtiefe wurden die Erschütterungen fast ausschließlich in Haiming verspürt, Fenster und Türen rüttelten und zahlreiche Gegenstände fielen um.

Ebenfalls Intensität 5 erreichte ein Erdbeben der Magnitude 4,3 aus Slowenien das am 3. Dezember um 05:36 Uhr MEZ in Kärnten und der südlichen Steiermark stark verspürt wurde. Das Epizentrum lag östlich von Kamnik, etwa 20 km von der österreichischen Grenze entfernt. Es sind 243 Wahrnehmungsberichte eingetroffen, 65 davon stammen aus Klagenfurt.

In den Stubaier Alpen in Tirol ereignete sich am 6. Dezember um 20:21 Uhr MEZ ein kräftiges Erdbeben der Magnitude 3,2. Die Erschütterungen waren noch im Inntal und im Ötztal sehr stark zu spüren. Zahlreiche Gebäude wurden erschüttert und ins Wanken versetzt, viele Menschen erschraken, Gegenstände und Möbel gerieten in Bewegung. Aus den etwa 500 Wahrnehmungsberichten wurde eine maximale Intensität von 5 Grad auf der EMS-98 bestimmt.

Erdbebenserie in der Region Emilia-Romagna, Italien

Eine außergewöhnliche Erdbebenserie in der italienischen Provinz Emilia-Romagna westlich von Ferrara begann am 20. Mai um 01:13 Uhr MESZ mit einem Vorbeben der Magnitude 4,0. Um 04:03 Uhr MESZ ereignete sich das Hauptbeben der Magnitude 6,1, das im Epizentralgebiet schwere Schäden verursachte und 7 Todesopfer forderte. Die Erschütterungen wurden auch in Österreich deutlich wahrgenommen, es sind 920 Meldungen aus allen Bundesländern eingelangt.

Am 29. Mai ereignete sich ein schweres Folgebeben der Magnitude 5,8, das abermals zahlreiche Todesopfer und Verletzte in der Emilia-Romagna forderte. Auch dieses Beben wurde in allen österreichischen Bundesländern verspürt, wie 1540 Wahrnehmungsberichte aus der Bevölkerung bestätigten. Die Maximalintensität in Österreich betrug 4-5 Grad auf der EMS-98.

Folgende Nachbeben wurden ebenfalls in Österreich verspürt: am 20. Mai um 05:02 Uhr (Magnitude 5,2) und um 15:18 Uhr (Magnitude 5,0), am 21. Mai um 18:37 Uhr sowie am 29. Mai um 12:55 Uhr (Magnitude 5,5) und 12:59 Uhr (Magnitude 4,8) und am 3. Juni um 21:20 Uhr MESZ (Magnitude 4,9). Insgesamt wurden in den folgenden Monaten vom Österreichischen Erdbebendienst mehr als 650 Erdbeben aus dieser Region instrumentell erfasst und ausgewertet.

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Abbildungen

 

Erdbeben 2012: Die Karte zeigt die Epizentralintensitäten (Intensität des Bebens an der Erdoberfläche über dem Bebenherd) aller österreichischen Erdbeben, die von der Bevölkerung im Jahr 2012 verspürt wurden, sowie vier Epizentren aus dem grenznahen Ausland. Zusätzlich sind die Epizentren der instrumentell registrierten Erdbeben dargestellt (graue Symbole). Quelle ZAMG.
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Erdbeben 2012: Die Graphik zeigt, wie viele verspürte Erdbeben sich in den einzelnen Bundesländern und im angrenzenden Ausland im Jahr 2012 ereignet haben. Quelle ZAMG.
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Web-Links

Die EMS-98 (Europäische Makroseismische Skala) www.zamg.ac.at/cms/de/geophysik/erdbeben/lehrmaterialien/faqs-zu-erdbeben/intensitat

ZAMG:  www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at

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