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28.08.2012

Seismische Registrierung der Fliegerbomben-Detonation

Am Samstag, den 25. August 2012 wurde in den Nachmittagsstunden von mehreren seismischen Messstationen des Österreichischen Erdbebendienstes eine Erschütterung registriert, die auf Grund ihrer Signalform nicht einem Erdbeben zugeordnet werden konnte. Mit Hilfe der Welleneinsätze der Aufzeichnungen an fünf Strong-Motion-Messstationen* in Wien sowie von vier Breitbandstationen** in Niederösterreich, Oberösterreich und in der Steiermark konnte das Ereignis nahe der Donau in Wien Donaustadt lokalisiert werden. Wie sich herausstellte, wurde vom seismischen Messnetz die heftige Detonation der Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg aufgezeichnet. Das Ereignis konnte mit einer Genauigkeit von nur etwa einem Kilometer lokalisiert werden. Auf Grund der Registrierung kann die exakte Uhrzeit der Detonation mit 14:47:08 Uhr MESZ angegeben werden. Im Vergleich zur Stärke eines Erdbebens wies das Ereignis eine Magnitude von 1,9 auf.

Beim Österreichischen Erdbebendienst langten Dutzende Fühlbarkeitsmeldungen der Wiener Bevölkerung aus den Bezirken 1, 2, 3, 4, 10, 11 und 22 ein, die von der leichten Erschütterung ihres Gebäudes berichteten. Einige Schlafende erwachten, auch ein Knall wurde im Nahbereich wahrgenommen.

Die Aufzeichnung der seismischen Station BGWA in der Berggasse im 9. Bezirk in Wien ist im folgenden Seismogramm zu sehen. Deutlich zu erkennen ist neben dem Ersteinsatz der Longitudinalwelle das Eintreffen der Scherwelle nach etwa einer Sekunde. Die langperiodischen Signale, die etwa zehn Sekunden später ankommen, dürften vermutlich auf akustische Wechselwellen zurückzuführen sein, die durch die Detonation unter Wasser generiert worden sind.

 Seismische Registrierung der Fliegerbomben-Detonation

Seismische Registrierung der Detonation der Fliegerbombe in der Wiener Donau, aufgezeichnet in der Berggasse in Wien; Das Seismogramm zeigt einen 20 Sekunden langen Ausschnitt.© ZAMG Geophysik

* Geräte, die nur bei starken Bodenbewegungen eine Aufzeichnung liefern, u. a. zur Untersuchung der Auswirkungen der lokalen Untergrundverhältnisse.

** Höchstempfindliche Seismometer, die kontinuierlich Daten aufzeichnen.

 

Verfasserinnen:

Mag. Christiane Freudenthaler, Dr. Yan Jia

Seismologischer Dienst

Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik

Hohe Warte 38, 1190 Wien

seismo@zamg.ac.at

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Umfeld eines Stollens © ZAMG
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Live-Seismogramm
Historische Erdbeben
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