26.07.2016
Die Erdbebenserie bei Seefeld in Tirol
Beginn der Bebenserie
Am 22. Juli 2016 begann mittags um 11:45 Uhr MESZ eine Erdbebenserie bei Seefeld in Tirol, bei der innerhalb von drei Stunden 11 Erdbeben mit einer Magnitude (Ml) größer als 2,0 stattfanden (siehe Seismogramm). Die Epizentren befanden sich westlich von Seefeld (47,33°N, 11,17°O). Die Herdtiefen von 12 km liegen nur geringfügig tiefer als die Tiefen typischer Erdbeben in Österreich (8 bis 10 km). An diesem Tag wurden von der Bevölkerung die Beben der Magnitude 2,5 um 12:20 Uhr, sowie 2,9 um 13:28 Uhr, 2,6 um 13:34 Uhr, 3,2 um 13:58 und 2,8 um 14:06 Uhr verspürt. Beim Österreichischen Erdbebendienst der ZAMG langten über 70 Meldungen über das Online-Wahrnehmungsformular ein. Das bis zu diesem Zeitpunkt stärkste Beben um 13:58 Uhr konnte auch in Innsbruck in höheren Stockwerken verspürt werden. Personen berichten über schwaches Klirren von Gläsern oder Geschirr, schwaches Schwingen hängender Gegenstände, oder leichten Bewegungen von Flüssigkeiten. In Einzelfällen erschraken Personen oder reagierten mit Angst.
Zeitliche Verteilung von knapp 120 lokalisierten Erdbeben bei Seefeld in Tirol zwischen 22. Juli und 26. Juli in Abhängigkeit der Magnitude (Kreis Symbol). Die strichlierte Linie zeigt die stetig aufsummierte Anzahl an Ereignissen über die Zeit (Stand: 26.Juli 14h).
Das stärkste Beben
Das bisher stärkste Ereignis der Bebenserie ereignete sich am 25. Juli mittags um 14:05 MESZ mit einer Magnitude von 3,5. Das Beben wurde in etwa 40 km weit verspürt, vor allem im Inntal zwischen Haiming und Schwaz sowie im Stubaital und bis nach Ehrwald, Leutasch, oder Scharnitz. Es wurde von der Bevölkerung deutlich bis stark wahrgenommen, vermehrt in Stockwerken. In Einzelfällen wurde von Umkippen weniger standfester Gegenstände berichtet, oder Personen gaben eine kleine Abplatzung von Verputz oder einen Haarriss an der Decke an. Beim Österreichischen Erdbebendienst der ZAMG langten bereits über 480 Meldungen ein. Fast die Hälfte der Meldungen stammt aus Innsbruck und aus Telfs oder Zirl jeweils etwa 10% von der Gesamtanzahl.
Registrierungen mit dem Messnetz des Erdbebendienstes
Insgesamt wurden in dieser Serie bisher knapp 120 Erdbeben (siehe Abbildung) mit Magnituden zwischen -0,8 und 3,5 ausgewertet um deren Herdparameter zu bestimmen. Zusätzlich wurden bisher mehr als 600 schwache Beben bei Seefeld registriert. Da diese nur auf den beiden nächstgelegenen Erdbebenstationen MOTA und SQTA (siehe Messnetz) identifiziert werden konnten gibt es für diese Ereignisse keine Lokalisierungen. Das starke Erdbeben vom 25. Juli wurde an allen 17 Breitbandstation sowie an fünf nahegelegenen Strong-Motion Stationen aufgezeichnet.
Registrierung der Erdbebenserie bei Seefeld in Tirol am 22. Juli 2016 an den Vertikalkomponenten der Breitbandstation MOTA (Moosalm,Tirol) des Österreichischen Erdbebendienstes. Die im Seismogramm ersichtliche Startzeit 09:00 Uhr bezieht sich auf UTC (MESZ-2h).
Erdbebenserien in Tirol
In Tirol sind aufgrund der vergleichsweise hohen Stationsdichte Erdbebenserien mit relativ schwachen Erdbeben gut dokumentiert. Sie treten in Tirol etwa alle 1-3 Jahre auf und dauern einige Tage bis einige Wochen. Im folgenden sind Beispiele für dokumentierte Erdbebenserien angeführt:
- Am 19. Oktober 2010 ereignete sich bei Schwaz in Tirol ein Erdbeben der Magnitude 4,0. Dieses Ereignis bildete den Höhepunkt einer Serie, die am 10. Oktober begonnen hatte und bis zum 27. Oktober insgesamt 432 Beben umfasste, von denen mindestens neun auch von der Bevölkerung verspürt wurden (z.B. Magnitude 3,1 am 12. Oktober).
- Im Zeitraum vom 30. November bis 3. Dezember 2011 wurde bei Hall in Tirol ein Bebenschwarm registriert, der insgesamt 152 schwache Erdbeben umfasste. Sie blieben unter der Wahrnehmungsgrenze und konnten nur instrumentell erfasst werden. Das stärkste Ereignis hatte eine Magnitude von 1,6, die kleinsten Magnituden lagen bei -1,5.
- Bei Seefeld in Tirol traten kleine Erdbebenserien zwischen 17. Juni und 20. August 1997 sowie zwischen 16. April und 17. April 2005 auf. Die maximalen Magnituden erreichten damals 2,1 bei einer Anzahl von 14 Beben und 1,9 bei einer Anzahl von 9 Beben.