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21.10.2016

Conrad-Observatorium: weltweit höchste Qualitätsstufe der Messung des Erdmagnetfelds

Conrad-Observatorium: weltweit höchste Qualitätsstufe der Messung des Erdmagnetfelds

©ZAMG/Lammerhuber

Das Conrad-Observatorium der ZAMG in Niederösterreich wurde als eines der weltweit hochwertigsten geomagnetischen Observatorien eingestuft. Das ergaben vor kurzem die Auswertungen des internationalen Verbunds zur Beobachtung des Erdmagnetfelds INTERMAGNET. Diese Auszeichnung kennzeichnet Observatorien mit den hochwertigsten und verlässlichsten Daten für internationale Forschungsprojekte.

Bereits nach dem ersten vollständigen Messjahr wurde das Conrad-Observatorium der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) als INTERMAGNET-Station eingestuft. Es zählt damit zu den weltweit rund hundert hochwertigsten Einrichtungen zur Messung des Erdmagnetfelds. „Aufgrund der hohen Qualität unserer Daten ging diese Einstufung relativ schnell", sagt der Leiter des Conrad-Observatoriums Roman Leonhardt, „im Mai 2014 wurde der geomagnetische Teil des Observatoriums eröffnet und nach dem ersten Messjahr haben wir die Daten zur Überprüfung an den internationalen Verbund zur Beobachtung des Erdmagnetfelds INTERMAGNET eingereicht. Vor kurzem kam die Benachrichtigung, dass das Conrad-Observatorium ab sofort in allen internationalen Datenbanken in der höchsten Qualitätsstufe geführt wird."

„Erste Liga" der internationalen Forschung

Die Einstufung als INTERMAGNET-Station ist die wichtigste internationale Auszeichnung für Messungen des Erdmagnetfelds und nutzt dem österreichischen Forschungsstandort, erklärt Geomagnetik-Experte Leonhardt: „Die großen internationalen Forschungsprojekte, wie etwa von den Weltraumorganisationen NASA und ESA, arbeiten fast ausschließlich mit Daten der höchsten Qualitätsstufe. Hier spielen wir sozusagen ab sofort in der ersten Liga der internationalen Forschung mit. Außerdem erhöht es den Anreiz für nationale und internationale Organisationen, ihre Forschungsprojekte bei uns im Conrad-Observatorium durchzuführen."

Das Magnetfeld der Erde ändert sich

Das Magnetfeld der Erde schützt seit mindestens drei Milliarden Jahren alle Lebewesen vor gefährlicher Strahlung der Sonne und aus dem Weltraum. Gegenwärtig wird das Magnetfeld global um etwa vier Prozent pro Jahrhundert schwächer. In der Erdgeschichte gab es schon mehrmals völlige Umpolungen zwischen Nord- und Südpol, die letzte fand vor ca. 780.000 Jahren statt. Aber auch schon kleinere Schwankungen des Magnetfeldes können große Auswirkungen haben. Als Spaceweather (Weltraumwetter) werden zum Beispiel Sonnenstürme bezeichnet, die Störungen an Satelliten und in Stromnetzen verursachen können. Die ZAMG arbeitet derzeit mit der Geologischen Bundesanstalt, der Uni Leoben, der TU Graz, AustrianPowerGrid, der Akademie der Wissenschaften Ungarn und British Geological Survey an einem Projekt zur Bestimmung des Gefährdungspotentials von Sonnenstürmen.

Eine der weltweit längsten geomagnetischen Messreihen

In Österreich werden seit rund 170 Jahren Messungen des Erdmagnetfelds durchgeführt. Das ist eine der weltweit längsten geomagnetischen Messreihen. Ab dem Jahr 1852 ließ der erste Direktor der ZAMG Karl Kreil geomagnetische Messungen im Theresianum in Wien durchführen (gegenüber dem damaligen Standort der ZAMG). Wegen der immer größer werdenden Störeinflüsse durch die Stadt wurden die Messungen ab 1872 auf die Hohe Warte verlegt, ab 1928 an den Nordrand des Lainzer Tiergartens in Wien-Auhof. Die beginnende Elektrifizierung von Wien machte dann eine neuerliche Verlegung notwendig: 1955 wurde am Cobenzl in Wien-Döbling ein geomagnetisches Observatorium errichtet. In den letzten Jahren wurden auch hier die Störungen durch die Stadt immer stärker, etwa durch die U-Bahn und andere elektrische Effekte.

Conrad-Observatorium: zwei Kilometer Stollen und Schächte

Seit Mai 2014 erfolgen die Messungen des Erdmagnetfelds im Conrad-Observatoriums der ZAMG am Trafelberg bei Pernitz in Niederösterreich, rund 50 Kilometer südwestlich von Wien. Die abgeschiedene und größtenteils unterirdische Lage, mit mehr als zwei Kilometer Stollen und Schächten, garantiert nahezu störungsfreie Messungen. Seit 2002 besteht bereits der seismisch-gravimetrische Teil des Conrad-Observatoriums. Er dient unter anderem der Messung und Erforschung von Erdbeben, Erdschwere und Erdmasse und der weltweiten Erfassung von Atomtests für die CTBTO (Comprehensive Test Ban Treaty Organization). Eine der internationalen Besonderheiten des Observatoriums ist auch, dass an einem Standort fachübergreifend geomagnetische und seismisch-gravimetrische Forschung am neuesten Stand der Technik möglich ist.

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Vorbereitungen zur Magnetfeldmessung am Conrad-Observatorium: Das Observatorium am Trafelberg in Niederösterreich zählt zu den weltweit modernsten geophysikalischen Observatorien. Das Bild zeigt die Vorbereitungen zu einer Messung des Erdmagnetfeldes im rund 400 Meter langen Hauptstollen des geomagnetischen Bereichs. Quelle ZAMG/Lammerhuber. –>Link zum Bild in Originalgröße

Weitere Fotos aus dem Conrad-Observatorium finden Sie auf –>www.flickr.com/zamg

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Web-Links

Conrad-Observatorium:
www.zamg.at/cms/de/geophysik/conrad-observatorium,
www.conrad-observatory.at,
www.facebook.com/ConradObservatory

INTERMAGNET: www.intermagnet.org

ZAMG allgemein: www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at

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