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16.02.2017

Krisensystem für Naturkatastrophen startet: Italien und Österreich leiten europäisches Pilotprojekt ARISTOTLE

Krisensystem für Naturkatastrophen startet: Italien und Österreich leiten europäisches Pilotprojekt ARISTOTLE

©EU/ECHO

Im Rahmen des EU-Projekts ARISTOTLE wird derzeit ein virtueller Kontrollraum für weltweite Naturkatastrophen aufgebaut, speziell für Erdbeben, Vulkanausbrüche, Tsunamis, Überschwemmungen und Extremwetter. Somit kann die europäische Behörde für Humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz (ECHO) mit ihrem Krisenkoordinationszentrum (ERCC) in Zukunft schon in den ersten drei Stunden nach einer Naturkatastrophe abschätzen, wie stark eine Region oder ein Land betroffen ist und in welchem Ausmaß internationale Hilfskräfte mobilisiert werden müssen. An der Umsetzung von ARISTOTLE sind 15 staatliche Organisationen beteiligt, koordiniert von Italiens Nationalem Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) und Österreichs Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).

Das Krisenmanagement nach Naturkatastrophen wird in Europa vom EU Krisenkoordinationszentrum (Emergency Response Coordination Centre ERCC) koordiniert. Hier wird im Notfall der Einsatz von Hilfskräften, Transportmittel und Ausrüstungsgegenständen koordiniert und vorbereitet. Damit diese Hilfe möglichst schnell und auf die möglichen Auswirkungen eines Ereignisses zugeschnitten abläuft, wird derzeit das EU-Projekt ARISTOTLE umgesetzt. ARISTOTLE steht für „All Risk Integrated System Towards the Holistic Early-Warning" und hat einen ganzheitlichen und interdisziplinären Ansatz für Früh-Warnungen und die Einschätzung der Auswirkungen von Katastrophen zum Ziel.

Schneller und direkter Informationsfluss zur europäischen Katastrophenschutzbehörde

„ARISTOTLE ist ein virtueller und dezentraler Kontrollraum für Naturkatastrophen", sagt Gerhard Wotawa von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). „ das EU Krisenkoordinationszentrum ERCC in Brüssel bekommt dadurch erstmalig die Möglichkeit, direkt von Experten-Organisationen in den einzelnen Ländern Lageeinschätzungen zu erhalten. In regelmäßigen Briefings wird das ERCC zum Beispiel auf bevorstehende extreme Wetterereignisse und die möglichen Auswirkungen auf die Bevölkerung und die Infrastruktur aufmerksam gemacht. Im Notfall erhält das ERCC schon innerhalb der ersten drei Stunden nach einer Naturkatastrophe direkt von den Expertinnen und Experten die wichtigsten Informationen über die zu erwartenden Auswirkungen und kann damit schnell und effizient geeignete Hilfsmaßnahmen einleiten. Das ERCC erhält hier auch Einschätzungen zu Katastrophen außerhalb Europas, um etwaige internationale Maßnahmen schnell umsetzen zu können."

Operative Testphase im Februar 2017 gestartet

Die ZAMG koordiniert die Umsetzung von ARISTOTLE gemeinsam mit Italiens Nationalem Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV). Insgesamt sind Organisationen aus 15 europäischen Ländern beteiligt. Der Schwerpunkt liegt bei den Themen Erdbeben, Vulkanausbrüche, Tsunamis, Überschwemmungen und Extremwetter.
„In den letzten Monaten wurden die optimalen Abläufe ermittelt und definiert, wie die Informationen der einzelnen teilnehmenden Organisationen am besten für den europäischen Zivilschutz aufbereitet werden sollen", erklärt ZAMG-Experte Wotawa, „seit Februar 2017 läuft die Testphase im realen Echtzeit-Betrieb. In einem 24-Stunden-Dienstrad teilen sich die jeweiligen nationalen Organisationen - wie zum Beispiel die ZAMG und das britische UK Met Office - die Aufgaben im virtuellen Kontrollzentrum. Es gab auch bereits erste Anfragen seitens des europäischen Krisenkoordinationszentrum ERCC, wie zum Beispiel letzte Woche nach dem heftigen Erdbeben auf den Philippinen. Denn das ERCC erfüllt neben Aufgaben in Europa auch internationale Hilfsleistungen, besonders in Ländern mit einem weniger entwickelten Zivilschutzsystem. Eine solche Zusammenarbeit nationaler Zentren zur Unterstützung einer internationalen Behörde ist weltweit einmalig und erregt daher entsprechende Aufmerksamkeit in den relevanten Communities. Erweiterungen des ARISTOTLE Netzwerkes hinsichtlich einer größeren Anzahl an Zentren und zusätzlicher Katastrophenszenarien sind bereits angedacht."

Vollbetrieb nach Projektende im Februar 2018 möglich

Die umfangreichen Erfahrungen aus dem Testbetrieb fließen in den nächsten Monaten laufend in die Verbesserung des Systems ein. Die Testphase des Pilot-Projekts ARISTOTLE läuft noch bis Februar 2018. Danach könnte im Falle einer erfolgreichen Evaluierung seitens des ERCC ein operationeller Vollbetrieb beginnen. Die entsprechende Entscheidung der EU Katastrophenschutzbehörde fällt bis Ende 2017. Das Projekt Aristotle wird seitens der EU Behörde für Humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz (ECHO) unter dem Service Vertrag No. ECHO/SER/2015/722144 finanziert.

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Web-Links

Projekt ARISTOTLE: aristotle.ingv.it

EU Krisenkoordinationszentrum ERCC: ec.europa.eu/echo/what/civil-protection/emergency-response-coordination-centre-ercc_en

ERCC weltweiter Überblick: erccportal.jrc.ec.europa.eu

ZAMG allgemein: www.zamg.at und www.facebook.com/zamg.at